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Die Entstehung des BSV KICKERS EMDEN



 

Die Gründung des BSV KICKERS EMDEN


Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Grundlage der damals noch namenlosen Spielstätte gelegt. Gleich nach Gründung des BSV Kickers im
März 1946 setzte die erste Mannschaft auch schon zu sportlichen Höhen- flügen an. Der in der Anfangsphase benutzte Bronsplatz des ETV erwies sich spätestens nach dem Landesliga-Aufstieg 1947 als viel zu klein für die immense Nachfrage. Die nächsten zwei Jahre kickte der BSV daher auf dem Platz des Arbeitersportvereins FT 03, wo Tausende von Fans die Erfolge der Saison 1948/49 bejubelten, als die Blau-Weißen unter anderem die großen Rivalen TSR Wilhelmshaven und VfB Oldenburg geschlagen nach Hause schickten. Nachdem im Verlauf der Saison 1949/50 die derzeit genutzte Anlage an der Schützenstraße eingeweiht werden konnte, stand der BSV Kickers 1951 kurz vor dem Aufstieg in die seinerzeit erstklassige Oberliga und erfreute sich eines außerordentlich regen Zuschauerinteresses. Jahrzehntelang blieb der Kickers-Platz ein wenig aufregender Sportplatz mit einer Handvoll Stehtraversen, einer Kneipe und begrenztem Komfort. Erst als Dr. Helmut Riedl das Ruder übernahm, wandelte sich neben dem Klub auch das Stadion. 1990 wurde die überdachte Tribüne mit deutlicher Aufschrift "BSV Kickers Emden" am oberen Rand eingeweiht.
 

Links: Gustav Grabowski, rechts: Hänsi Lorenz


Nach dem Aufstieg in die drittklassige Amateur-Oberliga Nord 1991 erhielt das Stadion eine Flutichtanlage, bestehend aus sechs starken Strahlern. 1994, im Jahr des Gewinns der Nordmeisterschaft, erweiterte man die Gegengerade um sechs neue Traversen. Pünktlich zu Beginn der Saison 1994/95 wurde auf der den Gästefans vorbehaltenen Hintertorkurve eine elektronische Anzeigetafel aufgebaut. Seither gab es keine größeren Veränderungen. Der Mutterverein des BSV Kickers Emden ist der Turnverein, dort wurde im Jahre 1928 eine Fußballabteilung gegründet. Engagierte Männer gründeten am 24. März 1946 den BSV Kickers als eigenständigen Verein. Die Glanzzeit des BSV Kickers war die Meisterschaft im Jahre 1950/51, als die erste Fußballmannschaft die höchste deutsche Klasse (Oberliga Nord) anstrebte. Die Mannschaft machte den Namen des Vereins weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus bekannt. Der BSV wurde zum Aushängeschild des ostfriesischen Fußballs. Auch heute engagiert sich der BSV Kickers in starkem Maße für den Leistungs- und Jugendsport. Die Stadt und die Region identifizieren sich in hohem Maße mit unserem Verein.
   
Artikel aus der Emder Zeitung zum 50sten Geburtstag des BSV Kickers Emden
(von Herbert Kolbe- Emder Zeitung vom 23.03.1996)

Es ist noch immer dieselbe Küche, ein gemütliches Wohn-Eßzimmer. Die Hand des 90jährigen deutet auf die Sitzcouch: "Genau da, wo Sie jetzt sitzen, da haben die beiden damals gesessen."
Es war in den späten Februartagen des Jahres 1946, als zwei Männer an der Haustür von Karl Hoffmann in der Tilsiter Straße klingelten. Der Neubau-Wohnblock war von den Bomben des Krieges verschont geblieben. Er war vorwiegend von Wehrmachtsangehörigen bewohnt. Hoffmann hatte zwar nicht der Wehrmacht angehört, war dafür aber Spezialist für U-Bootbau und als solcher bei den Nordseewerken beschäftigt. So durfte er mit seiner Familie in dem Block wohnen. Hier lebt er noch heute und führt seit dem Tod seiner Frau vor fünf Jahren den Haushalt mit bewundernswerter Selbständigkeit.
 

Die beiden Männer damals kamen schnell zur Sache. Ob sie mit ihm,
Hoffmann, einmal über eine ganz bestimmte Angelegenheit reden könnten. Sie wüßten nicht so recht weiter. Jetzt sei ja alles anders und auch völlig undurchsichtig. Und er, Hoffmann, wäre doch...und vielleicht könnte er...und er wisse doch bestimmt... Bei Karl Hoffmann waren sie richtig. Er gehörte zu jenen Frauen und Männern, die der kanadische Stadtkommandant von Emden ein paar Wochen vorher, am 10. Dezember, als provisorische Mitglieder der Stadtvertretung eingesetzt hatte. Viel zu sagen hatten die 28 Männer und zwei Frauen zwar nicht, aber irgendwie waren die neuen Herren der Militärregierung in ihrem Hauptquartier am Philosophenweg auf sie angewiesen.

Einer der beiden Männer, die Karl Hoffmann in der Wohnküche gegenübersaßen, war erst drei Monate vorher aus amerikanischer Gefangenschaft zurückgekommen, und zwar gleich mit dem ersten Gefangenentransport. Der heute 82jährige Gustav Grabowski umreißt das damalige Anliegen so: "Es war ganz einfach: Wir wollten wieder Fußball spielen - sonst nichts. Einfach nur Fußball spielen - und das organisiert, mit Meisterschaft und allem drum und dran. So wie früher." Dabei war nichts mehr so wie früher. Als Gustav Grabowski wieder Emder Boden betrat, waren ja nicht nur die äußeren Konturen der Stadt verschwunden, auch jene feinen Fäden waren zerrissen, die eine städtische Gesellschaft zusammenhalten.

So waren alle Vereine aufgelöst, auch die Sportvereine. Die Kanadier machten keine Ausnahmen. Auch der Verein von Gustav Grabowski, der "Emder Turnverein", das Herzstück des Emder Sports, war unter das Verbot gefallen. Die Alliierten warfen dem ETV "nazistische Umtriebe" vor. Vielleicht weniger dem ETV als solchem, als vielmehr dem Dachverband, dem "Reichsbund für Leibesübungen". Dieser war von den Nazis reichsweit politisiert und böse mißbraucht worden. Die Alliierten machten keine Unterschiede zwischen lokalen Organisationen und ihren Dachverbänden. Gustav Grabowski: "Ich stand sportlich völlig heimatlos da."

Gleiches galt auch für jenen Mann, der zusammen mit Gustav Grabowski zu Karl Hoffmann gekommen war: Hans Lorenz. Sie nannten ihn in Emden nur den "Hänsi" Lorenz. Er war kaufmännischer Angestellter bei der Werft Schulte & Bruns und ebenfalls Mitglied des verbotenen ETV. Und er war ein ausgesprochen umtriebiger Mensch. Wo immer es im Sport etwas zu Organisieren gab, war er zur Stelle. Er kannte praktisch jeden, auch weit über den ETV hinaus, und alle kannten ihn. Hänsi Lorenz pumpte Bälle auf, zog auf dem Feld die Linien...er machte eben alles und jedes. Er soll zwar kein guter Fußballer gewesen sein, aber er tat alles für den Fußball. Und er war es auch, der in der Zeit des völligen Wirrwarrs alle ehemaligen Fußballer, die aus Krieg und Gefangenschaft nach Hause kamen, um sich scharte.
Hänsi Lorenz lebt schon lange nicht mehr. Er wurde nur 48 Jahre alt. Eine Kinderlähmung - damals noch unheilbar - setzte im August 1958 diesem aktiven Sportlerleben ein Ende.Da er nie einen Vorstandsposten bekleidet hat, ist sein Name auch nirgendwo in den Annalen verzeichnet. Es erinnert kaum noch etwas an ihn. Dennnoch fällt sein Name als einer der ersten, wenn nach den Ur-Anfängen des BSV Kickers geforscht wird. Den heute 80jährigen Hermann Heits, Gründungsmitglied des BSV, befällt jedesmal Wehmut, wenn er an Hänsi Lorenz denkt. "Immer, wenn ich an seinem Grab an der Auricher Straße vorbeigehe - er liegt gleich in der zweiten Reihe - muß ich daran denke: Ohne ihn wäre damals nichts gelaufen. Ohne ihn gäbe es gar keine Kickers. Irgendwie ist er der eigentliche Gründer."
Der Name Hänsi Lorenz fiel auch nicht, als es über dreißig Jahre nach seinem Tod um einen Namen für das Kickers-Stadion ging. Da spielten dann ganz andere Aspekte eine Rolle, nur eben nicht die Vereinsgeschichte...

Alle Spieler, die Hänsi Lorenz in jenen Wochen und Monaten um sich versammelte, gehörten anderen Emder Vereinen an, Vereinen, die nun verboten waren. Gustav Grabowski: "Wie gesagt: Wir wollten alle nur Fußball spielen. Und ich kann Ihnen sagen: Das Bedürfnis nach Fußball war nach dem Krieg und all dem Kram, den wir durchgemacht hatten, ungeheuer groß..."

Die heimatlosen Spieler verließen vielfach notgedrungen ihre angestammten und nun verbotenen Clubs. Zu ihnen gehörte auch der heute 72jährige Fritz Strahmann, der zwar gesund aber mitgenommen aus dem Krieg nach Emden zurückkehrte. Seine sportliche Heimat war eigentlich SuS, aber auch er schloß sich dem neuen Verein an, wo er ein ausgesprochen erfolgreicher Spieler wurde. Er ist es auch, der fünf Jahrzehnte später die psychologische Erklärung für die Gründung des neuen Vereins liefert: "Wir alle sind als andere Menschen aus dem Krieg herausgekommen, als wir hineingegangen waren. Wir hatten viel Schlimmes erlebt, viel Tod, viel Elend, viel Unglück - aber auch eine völlig neue Kamaradschaft. Und nun wollten wir nicht mehr gegeneinander spielen."

In der Wohnküche in der Tilsiter Straße hatte jedoch zunächst dumpfe Ratlosigkeit geherrscht. Sowohl Gustav Grabowski als auch Hänsi Lorenz ging es eigentlich darum, den ETV aufleben zu lassen. Doch Hoffmann winkte sofort ab: "Kommt mir bloß nicht mit sowas. Damit habt ihr nicht die geringste Chance. Die Zeit ist noch nicht da. Die lassen sich auf nichts ein." Der erste Chef der Emder Militärregierung, Mr. Newroth, ein Kanadier, war - anders als seine drei englischen Nachfolger - unerbittlich. Er machte nicht die geringsten Zugeständnisse. Und schon gar nicht verbot er Vereine, um sie ein paar Monate später wieder zuzulassen.Schließlich fiel in die allgemeine Ausweglosigkeit jener Satz, der die gesamte Sportszene in Emden nachhaltig verändern sollte: "Tja, dann gründet doch einfach einen neuen Verein! Dagegen können die doch nichts haben." Hoffmann heute: "Es war von mir einfach so dahingesagt. Was hätte ich groß sagen sollen in dieser Situation? Mir erschien eine Neugründung als der einzige Weg, damit die wieder Fußball spielen können. Alles andere war Utopie." - Und Gustav Grabowski erinnert sich: "Hänsi Lorenz und ich guckten uns nur an. Das war´s doch! Neu anfangen! Die Probleme einfach umgehen! Einen neuen Verein aufmachen..."

Der Vorschlag fiel auch aus einem ganz anderen Grund auf fruchtbarsten Boden: Es war ja nicht so, daß sich die Fußballer beim Emder Turnverein stets gut aufgehoben gefühlt hätten. Das Gegenteil war der Fall gewesen. Immer hatten sich die Fußballer als Fremdkörper im ETV gefühlt. Fußball und Turnen waren damals noch weit mehr als heute unvereinbare Sportarten, deren jeweilige Anhänger nicht viel voneinander hielten. Hermann Heits: "Im Turnverein galt Fußball nichts. Der ETV konnte als ein ausgesprochener Turn- und Leichtathletikverein mit Fußball praktisch nichts anfangen. Und das hat man die Leute auch spüren lassen."

Da wollten die Fußballer schon klarere Verhältnisse. Jetzt plötzlich schienen die Umstände auch etwas Gutes an sich zu haben. Die Gründung eines neuen Vereins würde auch ganz neue Perspektiven eröffnen. Und - jetzt sollte es ein ausgesprochener Fußballverein sein.Deshalb fiel in der allerersten Stunde schon der Vereinsname. Der neue Club sollte den Namen "Kickers" tragen! Und zwar in Anlehnung an die vorhandenen Trikots "Blau-Weiß Kickers". Das wurde abgelehnt. Grund: Verwechslungsmöglichkeiten mit Blau-Weiß Borssum. Deshalb dann: "Ballspiel-Verein Kickers Emden", BSV Kickers.Nach den ETV-Erfahrungen würden die Fußballer endlich unter einem unmißverständlichen fußballerischen Markenzeichen segeln. Der Name sollte keinerlei Zweifel mehr über Sinn und Zweck des Vereins aufkommen lassen: Fußball, Fußball, nichts als Fußball.

Wenige Tage danach wurde der Name "Kickers" von den späteren Gründungsmitgliedern angenommen. Es geschah in der Wohnung von Gustav Grabowski in der Geibelstraße. Mit dabei die Alt-ETVer Balduin Hempel, der schon bald der erste Vorsitzende des Vereins werden sollte, Herbert Schmidt, der bei der Militärregierung als Dolmetscher fungierte, Horst Freund und Hermann Heits.Der Name "Kickers" war zu jener Zeit ausgesprochen gut beleumundet. Die Männer der ersten Stunde machen heute keinen Hehl daraus, daß der damalige Oberliga-Verein "Kickers Offenbach" bei der Namensgebung Pate gestanden hat, ein Verein der ständig oben mitmischte und bis in die modernen Bundesliga-Zeiten einen großen Namen hatte.

Bei dieser Gelegenheit, oder kurz später, entsteht auch das eigenwillige Kickers-Wappen. Es ist Hermann Heits, der die Konturen mit ein paar Strichen auf ein Stück Papier wirft: ein weißes stilisiertes K in blauem Feld. "Viel gedacht habe ich mir dabei nicht. K wie Kickers. Das lag irgendwie doch sehr nahe." Das Vereinswappen hat sich in seinen Grundzügen bis heute nicht geändert...

Eine Vereinsneugründung in einer zerstörten Stadt: Das war auch den neuen Herren in Emden recht. Das Vorhaben paßte wie angegossen in Strategie und Grundstimmung der Besatzungsbehörde. "Die waren doch froh über jede neue Aktion dieser Art", erinnert sich Karl Hoffmann. "Ein neuer Verein mußte nur politisch unverdächtig sein."

Dafür schien den Alliierten gerade Karl Hoffmann die Gewähr zu liefern. Denn dieser war als ehemaliges Vorstandsmitglied des FT 03, also der "Freien Turnerschaft", politisch sauber. Immerhin war die "Freie Turnerschaft" (Dachverband war der "Arbeiterturn- und Sportbund"), von den Nazis schon kurz nach deren "Machtergeifung" verboten worden. Allein schon deshalb sah der zuständige Sportoffizier in Karl Hoffmann einen vertrauenswürdigen Mann - und Hoffmann seinerseits hielt den Sportoffizier für einen "ganz angenehmen Knaben", wie er heute sagt.

Hoffmann schärfte denn auch seinen Gesprächspartnern in der Küche folgendes ein: Es gehe jetzt als erstes und einziges darum, ihm, Hoffmann, eine Mitgliederliste zu präsentieren, die politisch absolut unverdächtig sei, eine Liste also, die er, Hoffmann, guten Gewissens und ohne rot zu werden, dem Sportoffizier vorlegen könne. "Also: bloß keine alten SA-Leute und sonst so was. Dann könnt ihr gleich einpacken."

Gustav Grabowski und Hänsi Lorenz mußten zweimal im Hauptquatier beim Secret-Service im Philosophenweg vorstellig werden. Fragen, Fragen, Fragen. Grabowski geht noch heute lächelnd an seinem Wohnzimmerschrank und zíeht eine alte Akte hervor. "Hier, da ist er", sagt er und zeigt einen inzwischen völlig vergilbten Befragungsbogen. Karl Hoffmann hatte ihm das Papier damals in die Hand gedrückt mit den Worten: "Damit ihr wißt, welche Fragen auf euch zukommen." Es war der Entnazifizierungsbogen...

Karl Hoffmann amüsiert noch heute, daß der Vorschlag zur Gründung des neuen Fußballvereins von ihm gekommen war: "Ausgerechnet von mir, der mit Fußball gar nichts am Hut hatte." Karl Hoffmann war nämlich Handballer...

Der unvermeidliche Fehler der ersten Stunde
Schließlich der 19. März: Karl Hoffmann setzt seine Unterschrift unter den Genehmigungsbescheid. Getippt war er auf einer offensichtlich alten, klapprigen Schreibmaschine mit reichlich verschmutzten Typen. Es ist heute das älteste Dokument der Vereinsgründung. Eine festliche Urkunde oder dergleichen existiert nicht. Eine der Vorraussetzungen zur Vereinsgründung las sich in dem Bescheid so: "Die Gruppe darf in keiner Form, weder nach innen noch nach außen, identisch sein mit dem aufgelösten ETV."

Erst später wird man erkennen, daß hier allen Beteiligten ein zwar unvermeidbarer, aber gravierender Geburtsfehler unterlaufen ist: Der neue Verein wird der Emder Sportwelt entfremdet, noch bevor er das Licht der Welt erblickt hat. Aus der noch glühenden Asche verbotener Vereine hatte der BSV Kickers gewissermaßen als Phönix aufsteigen sollen.Rein psychologisch wurde auf diese Weise der Emder Sportwelt verwehrt, einen normalen Zugang zu dem neuen Verein zu gewinnen. Das strikte und teilweise unbarmherzige Verbot aller Sportvereine durch die Alliierten hat die meisten Bürger damals eher daran gehindert, in der Gründung des neuen Vereins die Sinnbildhaftigkeit des Vorgangs zu erkennen, nämlich den gesellschaftlichen Neuanfang nach der Zeit des Nationalsozialismus.Kickers, aus der Not geboren, ist denn auch immer das traditionslose, das künstliche Gebilde geblieben, die Notgeburt in einer Notzeit: nicht geplant und im Grunde auch von niemandem gewollt.

Dieser Umstand ist letztendlich Schuld daran, daß der BSV selbst kein normales Verhältnis zu seiner Geschichte aufgebaut hat. Die auffallende Distanz, die viele Mitglieder, vor allem ältere, zu ihrem eigenen Verein entwickelt haben, scheint kein unwichtiges Indiz dafür.

Zurück zur Historie: Fünf Tage nach jenem 19. März, am 24. des Monats also, kommt es in Saal 55 der Herrentorschule zur offiziellen Vereinsgründung. Sieben gründungswillige Männer sind anwesend, genau die für eine Vereinsgründung vorgeschriebene Zahl. Es sind: Balduin Hempel, Gerhard Visser, Hermann Heits, Herbert Schmidt, Horst Freund, Gustav Grabowski und Gustav Plünneke. Im Hintergrund drängeln sich etwa dreißig andere Männer in den Klassenraum. Es sind vorwiegend Fußballer aus allen möglichen Emder Vereinen. Und da nichts ohne Wissen und Kontrolle der Militärregierung läuft, sitzt auch der zuständige Sport-Offizier als Vertreter von Stadtkommandant Newroth mit am Tisch.

Schon nach sieben Tagen läuft die erste Mannschaft des neuen Emder Vereins zum ersten Mal auf. Es ist ein Freundschaftsspiel in Norden gegen den dortigen FC. Noch fehlt der Mut zum Sieg. Das Spiel endet 4:4. Ungewöhnlich schnell wird aus dem BSV Kickers Emden der sportlich erfolgreichste Fußballverein Ostfrieslands.Und dann 1951! Erst fünf Jahre nach seiner Gründung steht der Verein unmittelbar vor dem Tor der Oberliga, der damals höchsten deutschen Spielklasse. In einem einzigartigen Rutsch hatte Kickers alle Ligen auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene durchlaufen, wofür es in der deutschen Fußballgeschichte nur wenige Beispiele gibt. Aber im entscheidenen Spiel verliert die Mannschaft gegen Victoria Hamburg mit 3:1.So paradox es klingt: Die Niederlage tat dem Verein nicht leid. Er besaß weder langjährige Erfahrung in hohen Spielklassen, noch den notwendigen finanziellen Rückhalt, um sich in der Oberliga halten zu können.Aber Kickers war danach noch lange Jahre hindurch ein gefragter Gegner für die Großen im deutschen Fußball. Nahezu alle deutschen Meister jener Jahre kamen zu Freundschaftsspielen nach Emden. So Hannover 96, der VfR Mannheim und der 1. FC Kaiserslautern. Letzterer mit all den Stars, die nicht lange danach in Bern Fußballweltmeister wurden. Kickers verlor jenes Spiel zwar mit 4:2, aber der damals schon legendäre Fritz Walter sagte nach dem Spiel: "Die gehören eindeutig in die Oberliga."

Die "Väter" des BSV KICKERS EMDEN:

Karl Hoffmann ist nach den Gesprächen in seiner Wohnung und dem Unterschreiben der ersten Schriftstücke nicht weiter in Sachen Kickers tätig geworden. Er hat auch an der Gründungsversammlung in der Herrentorschule nicht teilgenommen.

Gustav Grabowski ist schon seit Jahrzehnten kein Mitglied des BSV mehr. Meinungsverschiedenheiten im Vorstand haben den einst exzellenten Mittelläufer, Mannschaftskapitän und Vorstandsmitglied Mitte der fünfziger Jahre aus dem Verein getrieben. Der Gründungsvater hat auch keine Lust mehr, über die Sache von damals zu reden. Die Zeit hat vieles zugedeckt, eine alles in allem gute Zeit, wie er sagt.